Foto: Reinhard Mederer

Transport System Bögl:

Weiche für TSB auf Teststrecke in Sengenthal in Betrieb genommen

Transport System Bögl:

Weiche für TSB auf Teststrecke in Sengenthal in Betrieb genommen

Gerade für besonders stark frequentierte Logistik-Hubs, aber auch für einen nachhaltigen ÖPNV spielen zuverlässige und leistungsstarke Verkehrsnetze eine wichtige Rolle. Erreicht wird dies durch eine optimale Vernetzung der einzelnen Strecken. Für das Fahrwegprofil des Transport System Bögl wurde deshalb ein spezielles Weichenkonzept entwickelt, welches den Anforderungen gerecht wird und einen zuverlässigen und effizienten Spurwechsel in kürzester Zeit ermöglicht. Dabei werden die Weichenarme vollautomatisiert durch elektrische Antriebe in weniger als 20 Sekunden in die gewünschte Position bewegt und eine kurze Taktfrequenz zwischen den Fahrzeugen ermöglicht.

Erstanwendung auf der TSB Cargo Demonstrationsstrecke in Hamburg

Die Firmengruppe Max Bögl hat das Transport System Bögl so konfiguriert, dass es nicht nur im Personennahverkehr, sondern auch im Gütertransport anwendbar ist. Anlässlich des ITS World Congress 2021 errichtete das Unternehmen eine 120 m lange Demonstrationsstrecke im Hamburger Hafen, auf der den Messebesuchern der Fahrspurwechsel des vollautomatisierten TSB Cargo mittels einer Weiche erstmals präsentiert wurde. Über einen Zeitraum von drei Monaten konnten durch den an dieser Strecke durchgeführten Testbetrieb Erkenntnisse zur Verfügbarkeit und Zuverlässigkeit des Systems gewonnen werden. 

Weiche in Hamburg ITS World Congress 2021

Integration in die Erprobungsstrecke Sengenthal

Das modulare und nachhaltige Konzept ermöglichte einen zügigen Rückbau in Hamburg sowie die Wiederverwendung an einem anderen Standort. Nach der erfolgreichen Integration der Weiche in die TSB-Teststrecke in Sengenthal, kann das TSB Cargo nun dauerhaft und unter vielfältigen Betriebsbedingungen weiter erprobt werden. Derzeit wird die Weiche für die Auffächerung von der einspurigen, freien Strecke auf den zweigleisigen Mittelbahnsteig und auf die zwei Wartungsspuren der Instandhaltungshalle eingesetzt.

Ein mögliches künftiges Einsatzszenario wäre beispielsweise auch die Erprobung eines Mischbetriebs von Personen- und Güterverkehr auf derselben Strecke. Für potentielle Kunden und Aufgabenträger kann damit der flexible Fahrbetrieb durch einen schnellen Spurwechsel demonstriert werden.

Spurwechseleinrichtungen mittels verschiedener Weichenkonfigurationen

Insbesondere der Spurwechsel spielt eine ausschlaggebende Rolle bei der Gewährleistung eines zuverlässigen Betriebs auf hochfrequentierten Verbindungen. Aus diesem Grund entwickelte die Firmengruppe Bögl für das TSB spezifische Konzepte, die anhand einer kompakten, auf das 24 m große Regelstützenraster optimierten Bauform einen richtungsunabhängigen Spurwechsel ermöglichen. Dafür sind keinerlei Aufweitungen des Spurmittenabstands oder Beschränkungen der Fahrgeschwindigkeit bei Geradeausfahrten notwendig.

Für das TSB werden je nach Anwendungsfall unterschiedliche Weichenkonfigurationen und -elemente eingesetzt.

Die X-Weiche wird für den Spurwechsel innerhalb einer zweispurigen Strecke eingesetzt. Die Abbildung zeigt, wie die Weichenarme der einen X-Weiche bei einem Spurwechsel angeordnet sind.

Die Länge der Y-Weiche beträgt grundsätzlich 24 m und kann in symmetrischer sowie asymmetrischer Weise ausgebildet werden. Diese Weichenart wird unter anderem bei dem Übergang von einspurigen zu zweispurigen Abschnitten eingesetzt. Um die Zufahrt zu Betriebseinrichtungen, wie z. B. Werkstätten, zu ermöglichen, können auch 3-Wege-Weichen verwendet werden.

Die vier Arme einer X-Weiche bzw. der einzelne Arm einer Y-Weiche werden unabhängig voneinander horizontal bewegt und zählen zu den grundlegendsten Bestandteilen einer Weiche. Jeder Arm setzt sich aus mehreren Einzelsegmenten zusammen, die in einer Beton-Stahl-Hybridkonstruktion ausgeführt werden. Der Querschnitt entspricht den Regelfahrwegprofilen der TSB-Infrastruktur.

Konstruktive Anforderungen an die Spurwechseleinrichtungen

Bei der Erprobung und Inbetriebnahme von Spurwechseleinrichtungen spielt die betriebliche Sicherheit und die Gewährleistung der Systemverfügbarkeit eine zentrale Rolle. Schnittstellen zur Betriebsleittechnik überwachen in Echtzeit die exakte Position der Weichenarme und ermöglichen die Freigabe des Fahrbetriebs, sobald die gesicherte Endlage vorliegt. Erst wenn die geforderten Signale an die Betriebsleittechnik gesendet werden, wird dem Fahrzeug die Freigabe zur Überfahrt erteilt.  

Fotos: Firmengruppe Max Bögl / Reinhard Mederer

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