Foto: Firmengruppe Max Bögl

Planung und Digitalisierung:

Zentralbereichsleiter Konrad Kudla im Interview

Planung und Digitalisierung:

Zentralbereichsleiter Konrad Kudla im Interview

Berufspraktikum, Diplomarbeit, Zentralbereichsleitung – Dr.-Ing. Konrad Kudla erlebte während seiner beruflichen Laufbahn bei Max Bögl zahlreiche Höhepunkte. Selbst in Zeiten, in denen er nicht aktiv bei der Firmengruppe tätig war, blieb der persönliche und geschäftliche Kontakt bestehen. Im Interview sprechen wir mit ihm über seinen Werdegang, seine Verbindung zu Max Bögl und seine Pläne für den Zentralbereich Planung und Digitalisierung.

Wie bist du auf die Firmengruppe Max Bögl aufmerksam geworden und was hat dich dazu bewogen, dem Unternehmen beizutreten?

Ich habe zunächst eine handwerkliche Ausbildung zum Metallbauer am Staatstheater Braunschweig absolviert. Danach ging ich auf die Techniker- und zeitgleich auf die Meisterschule, wo ich mir weiterführende Kenntnisse im Stahl- und Metallbau und erstes Wissen in Statik und Konstruktion, Personalführung und Betriebswirtschaft angeeignet habe. Anschließend war ich für eine kurze Zeit wieder am Staatstheater Braunschweig tätig, bevor ich mich dazu entschied, ein Stahl- und Metallbaustudium an der Fachhochschule Mittweida/Roßwein zu beginnen.

Im 5. Semester habe ich auf den Stahlbautagen in München einen Vortrag der Firmengruppe Max Bögl gehört und dabei erfahren, dass das Unternehmen über ein Technisches Büro im Stahlbau verfügt. Ich bewarb mich für ein Berufspraktikum, das mir dann so gut gefiel, dass ich nach dieser Zeit als Werkstudent bei Max Bögl blieb. Dabei durfte ich einige spannende Projekte begleiten, wie zum Beispiel das „Stadion Leverkusen“ oder eine Stabbogenbrücke in Frankfurt. 2009 schrieb ich meine Diplomarbeit, die von der Firmengruppe Max Bögl unterstützt wurde.

Daraufhin verließ ich Max Bögl zunächst, weil ich eine Stelle an der Universität Stuttgart als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Konstruktion und Entwurf bei Frau Prof. Kuhlmann angeboten bekommen habe. Dennoch blieb der Kontakt bestehen – während meiner Zeit in Stuttgart führte ich gemeinsam mit dem Unternehmen sogar diverse Forschungsvorhaben durch. Nach meiner Dissertation kehrte ich 2016 als Abteilungsleiter des Technischen Büros Stahlbau nach Sengenthal zurück. 2018 wurde dann der Zentralbereich Planung und Digitalisierung ins Leben gerufen, dessen Aufbau ich von Anfang an begleiten durfte. 2020 wurde mir die Zentralbereichsleitung angeboten, die ich bis heute innehaben darf.

Aus welchem Antrieb heraus wurde der Zentralbereich Planung und Digitalisierung ins Leben gerufen und was sind seine primären Aufgaben und Ziele?

Mit der neuen Strategie „Bau + X“ rückten die Themen Produktdenken und Industrialisierung verstärkt in den Fokus. Unser Ziel ist es, den gesamten Bauprozess zu verändern. Dabei streben wir vor allem eine Entwicklung von der handwerklich geprägten Herstellung hin zu einer industriellen Herstellung an. Bei dieser Entwicklung spielen gerade die Themen Digitalisierung und Automatisierung eine große Rolle.

Bis zu diesem Zeitpunkt weitgehend voneinander abgegrenzte Planungsprozesse waren nicht mehr zeitgemäß und mussten überdacht und angepasst werden. Die Zusammenführung und Weiterentwicklung von Prozessen und Methoden, um einen Gleichklang in der Planung zu schaffen, sind deshalb die zentralen Aufgaben des Bereichs Planung und Digitalisierung. Hier legen wir ein besonderes Augenmerk auf die Themen Standardisierung und Parametrisierung.

Unsere primäre Aufgabe ist es, die Entwurfs-, Ausführungs- und Werksplanung für die Bauwerke durchzuführen, die Max Bögl im Bereich Hochbau und Ingenieurbau erstellt. Gerade die Werkplanung ist ein spannendes Feld, da wir hier die konkrete Herstellung unserer Bauwerke ausarbeiten. Dabei bewegen wir uns im Bereich Beton- und Stahlbau. Um unsere Planungsprojekte zu führen und aufeinander abzustimmen, decken wir auch den Bereich Planungskoordination mit ab. Dazu koordinieren und steuern wir bereichsübergreifend interne und externe Planungsteams.

Der Altersdurchschnitt im Bereich PuD liegt bei 37 Jahren. Was sind deiner Meinung nach die Gründe dafür, dass so viele junge Menschen dort arbeiten wollen?

Der Zentralbereich Planung und Digitalisierung widmet sich dem Ziel, bestehende Prozesse zu analysieren, zu überdenken und an die Anforderungen der Gegenwart und der Zukunft anzupassen. Um dabei erfolgreich zu sein, fördern wir die Kreativität und das visionäre Denken unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und schaffen damit vor allem für junge Menschen einen großen Anreiz. Darüber hinaus bieten wir unseren neuen Kolleginnen und Kollegen gerne die Gelegenheit, schnell Verantwortung und Führung zu übernehmen.

 

Da wir mit den Methoden 3D-Konstruktion und BIM arbeiten, fühlt sich bei uns außerdem jeder Gamer wohl. Wir bewegen uns bei der Planung in einer virtuellen Welt, mit dem spannenden Zusatz, dass wir die von uns geplanten Bauwerke später auch live bewundern können. Es macht mich persönlich immer wieder stolz, wenn ich vor einem fertigen Bauwerk stehe, das ich in der Planungsphase begleiten durfte.

Welche Instrumente nutzt der Zentralbereich PuD, um seine Ziele zu verfolgen und zu erreichen?

Wir setzen bei unserer Arbeit auf parametrisches und standardisiertes Planen und nutzen dafür beispielsweise 3D-Modelle oder Building Information Modeling (BIM). Unser größtes Augenmerk liegt aber auf der engen Vernetzung zu den ausführenden Abteilungen, um unsere Planungen so praxisgerecht wie nur möglich zu gestalten.

Kannst du uns das – deiner Meinung nach – spannendste Projekt nennen, das du in deiner Funktion als Zentralbereichsleiter bei Max Bögl mitbegleitet hast?

Am spannendsten ist es für mich tatsächlich, die Transformation des Zentralbereichs zu sehen und aktiv mitzugestalten. Dazu gehört für mich auch die Weiterentwicklung meiner Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie meiner Führungskräfte. Gemeinsam wollen wir eine integrale Planung schaffen und mögliche Blockaden in unserer Denkweise auflösen.

Die meiner Meinung nach bislang spannendsten Bauprojekte, die ich begleiten durfte, waren unter anderem die Neckar-Brücke in Bad Cannstatt und die Glasfabrik der Firma Wiegand in Schleusingen. Sowohl die Planungs- als auch die Bauzeit waren äußerst knapp bemessen und die termingerechte Vernetzung aller beteiligten Gewerke erforderte von unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern wahre Höchstleistungen.

Der Zentralbereich Planung und Digitalisierung ist auch in einigen Gremien vertreten – wie z. B. dem Deutschen Institut für Normung, dem Hauptverband der Deutschen Bauindustrie und vielen weiteren. Welche Chancen siehst du damit für die Firmengruppe?

Der größte Vorteil der Gremienarbeit ist natürlich der Erfahrungs- und Wissensaustausch mit anderen Menschen aus der Branche. Durch die Vernetzung ist man immer auf dem neuesten Stand in Bezug darauf, wie sich das Bauwesen verändert, und läuft nicht Gefahr, blind für Entwicklungen außerhalb des eigenen Unternehmens zu werden. Gleichzeitig erhält man durch die Gremienarbeit auch die Möglichkeit, die Weiterentwicklung der Branche aktiv voranzutreiben.

Welche Entwicklungen im Zentralbereich PuD strebst du in den nächsten Jahren an?

Das Bauen wird sich in den nächsten Jahren und Jahrzehnten immer mehr verändern und damit auch die Planung. Diese beiden Aspekte sind untrennbar miteinander verbunden, weswegen wir zwischen ihnen eine noch größere Vernetzung schaffen wollen. Dabei setzen wir auf integrales Denken, das Schaffen von mehr Standards und den Einsatz neuer Methoden, wie z. B. KI. Wichtig ist dabei, den Spagat zwischen Ausführbarkeit und Innovationsdenken zu schaffen.

Auch die Situation auf dem Arbeitsmarkt – insbesondere der Fachkräftemangel – wird den Zentralbereich maßgeblich beeinflussen. Um als Arbeitgeber weiterhin attraktiv zu sein, wollen wir auf die Bedürfnisse unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern eingehen, sie fördern und motivieren. Leistung und Freude sollten sich gegenseitig niemals ausschließen, sondern in unserer Arbeit vereint werden.

Fotos: Firmengruppe Max Bögl

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