Visualisierung: Firmengruppe Max Bögl

Mobilitätskonzepte der Zukunft

Prof. Dr.-Ing. Peter Mnich über potenzielle innovative Technologien im Personen­nahverkehr

Mobilitätskonzepte der Zukunft

Prof. Dr.-Ing. Peter Mnich über potenzielle innovative Technologien im Personen- nahverkehr

„Grüner, vernetzter und fortschrittlicher.“ Das ist es, was gesamtheitliche Entwicklungskonzepte von sogenannten Smart Cities versprechen. Der Begriff ist aus dem Wortschatz von Städteplanern nicht mehr wegzudenken und definiert unter anderem wesentliche Entwicklungsansätze der urbanen Mobilität. Trotz dieser zukunftsweisenden Denkweisen schränkt nicht zuletzt die fehlende Akzeptanz für neuartige Mobilitätslösungen auf administrativer Ebene die Entwicklungspotenziale von Städten immer noch ein.

Wir sprachen mit dem Fachexperten Prof. Dr.-Ing. Peter Mnich über die Integration von neuen Mobilitätskonzepten in den urbanen Raum.

Weltweit wachsen Großstädte und die Urbanisierung schreitet stetig voran. Was bedeutet dies für alltägliche Mobilität und den öffent­lichen Personennahverkehr?

Ein leistungsfähiger ÖPNV in großen Städten und Ballungsräumen ist auch nicht durch mehr Fahrradfahrten machbar. Die Lösung für eine moderne Mobilität ist nur durch mittel- und langfristige Strategien und Konzepte zum Ausbau der Verkehrsinfrastruktur im ÖPNV zu erreichen. Dazu gehören neben der Automatisierung auch innovative Transportmittel. Die entsprechenden Techniken und Technologien, die wir in Deutschland seit über 30 Jahren haben, werden aber mit einzelnen Ausnahmen bisher noch zu zögerlich umgesetzt. Erschwerend sind hier die veralteten Strukturen und die Vielzahl von Betreibern im ÖPNV, die teils nur begrenzt regional zusammenarbeiten. Natürlich spielen auch die zu komplexen Planungs- und Genehmigungsverfahren eine Rolle, die zu emotionalen und populistischen Umweltdis­kussionen führen. Die fehlende Weitsicht in der Planung und Finanzierung von Verkehrssystemen sowie das „Kästchendenken“ der Planungs- und Verkehrsbehörden sind weitere Gründe für die vorliegende Verkehrssituation in Deutschland.

Die Begriffe Nachhaltigkeit und Mobilität dürfen zukünftig nicht mehr getrennt werden. Wie sehen Sie den Integrationsprozess von nachhaltigen Mobilitäts­konzepten in Deutschland?

Wer sich intensiv mit Verkehrssystemen und Verkehrsentwicklung beschäftigt, der weiß, dass Nachhaltigkeit und Mobilität schon immer als Ganzes betrachtet worden sind. Der Inte­grationsprozess von neuen sinnvollen und anwendungsnahen Mobilitätskonzepten muss grundsätzlich zunächst in den Köpfen der unterschiedlichen Fachleute stattfinden. Hier ist Nachholbedarf vorhanden. Das Denken „im System“ ist der Schlüssel zum Erfolg. Allzu oft werden die Diskussionen noch zu theoretisch und daher zu wenig praxisbezogen geführt. Eine Industrienation wie Deutschland, die über die besten Bahn- und Verkehrstechnologien sowie leistungsfähige Ingenieure verfügt, muss zukünftig mehr an innovativen Bahnsystemen im eigenen Land umsetzen und anwenden. Es muss stets ein Mix aus Forschung und Entwicklung sowie aus Anwendungen im In- und Ausland gewährleistet sein. Ohne solche Projekte könnten wir auf absehbare Zeit den Anschluss für die Weiterentwicklungen im eigenen Land verlieren und somit auch den Anschluss an den ausländischen Markt.

Prof. Dr.-Ing. Peter Mnich

Prof. Dr.-Ing. Peter Mnich – Vita

  • Lehre Nachrichtentechnik, Fachabitur
  • Studium Elektrotechnik, FH Köln
  • Studium Elektrotechnik, Dipl.-Ing., TU Berlin
  • 1977: Promotion „Theoretische Elektro­technik“,
    TU Berlin
  • 1978–1984: Industrie-/Gutachtertätigkeit Bahntechnikbranche
  • 1984–1988: Stellv. Betriebsleiter Transrapid-Testanlage, Lathen/Emsland
  • 1989–2012: Geschäftsführer IFB Institut für Bahntechnik GmbH, Berlin, Dresden; zusätzlich:
  • 1989–2012: Professur „Moderne Bahnsysteme“ an der TU Berlin
  • 1995–2015: EBA-Gutachter für Magnetbahnsysteme
  • 2012: Gründung MR Modern Railways Deutschland
  • 2016–2019: Special Expert Advisor für deutsche und chinesische Bahnindustrie
  • 2016–2021: Distinguished Expert an der Tsinghua-Universität, Beijing
  • seit Mai 2018: VDB Chief Representative in China
  • Auslandsexperte der Stadtregierung Shanghai
  • Vorsitzender des Aufsichtsrates der EPN Skytrain Germany GmbH
  • Gastprofessuren an der TU Dresden, Tongji-Universität Shanghai, Nanjing University of Science & Technology

Wie schätzen Sie die Akzeptanz für moderne Mobilitätskonzepte in anderen Ländern ein?

Aus meiner Erfahrung birgt Asien ein enormes Potenzial für neuartige Transportsysteme – speziell die Volksrepublik China. Neben der hohen Akzeptanz für innovative Bahnsysteme bei der chinesischen Verkehrspolitik und Bevölkerung sind wesentliche Gründe hierfür die ausreichenden Finanzierungsmodelle und die schnellen Umsetzungsmöglichkeiten von konkreten Projekten.

Magnetschwebetechnologien wie das Transport System Bögl definieren die Zukunft der Mobilität. Welches Potenzial sehen Sie in unserem Nahverkehrssystem im internatio­nalen Vergleich?

Nach meiner Bewertung und Erfahrung ist das Transport System Bögl die heute weltweit modernste und innovativste Technologie in der Magnetschwebetechnik (kurz Maglev: Magnetic Levitation) im Vergleich zu konkreten Anwendungen im Ausland wie Japan, Korea und China. Andere Länder wie USA, Brasilien, Russland etc. besitzen nur Know-how im Laborstadium. Die Technologien im Ausland basieren meist auf Maglev-Systemen, die bereits seit 1969 in Deutschland entwickelt wurden, und stellen somit keine effiziente Weiterentwicklung wie das TSB dar. Ich bin davon überzeugt, dass Maglev-Technologien wie das Transport System Bögl die Zukunft der Bahnsysteme darstellen!

Wir bedanken uns für das interessante Gespräch und freuen uns weiterhin auf eine langjährige Zusammenarbeit.

Visualisierung: Firmengruppe Max Bögl; Foto: Prof. Dr.-Ing. Peter Mnich

Weitere Informationen finden Sie auf der Website des TSB:

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