Bildnachweis: www.aanpakringzuid.nl; Rijkswaterstaat; Combinatie Herepoort

Infrastruktur-Großprojekt in den Niederlanden:

Neugestaltung des Autobahnknotenpunktes Julianaplein in Groningen

Infrastruktur-Großprojekt in den Niederlanden:

Neugestaltung des Autobahnknotenpunktes Julianaplein in Groningen

Der Ringweg Groningen ist eine Verkehrsader, die die Provinz-Hauptstadt Groningen umgibt und die niederländischen Autobahnen A7 und A8 sowie die umliegenden Gebiete und das Zentrum von Groningen miteinander verbindet. Seine Funktion als bedeutender Verkehrsknotenpunkt in Kombination mit dem stetigen Wachstum der beliebten Universitäts-Stadt führten im Laufe der Jahrzehnte zu immer stärkeren Belastungen der Infrastruktur. Aus diesem Grund wurde beschlossen, den südlichen Ringweg grundlegend zu erneuern.

Technische und verkehrslogistische Herausforderung

Mit der Planung und Ausführung (Design&Construct) wurde die ARGE Combinatie Herepoort (CHP) beauftragt, die sich aus fünf Parteien zusammensetzt – der Max Bögl Nederland, der Züblin Nederland und den drei kleineren niederländischen Baufirmen Oosterhof Holman Infra, Roelofs Wegenbouw und Koninklijke Sjouke Dijkstra. Aufgrund der Größe und Komplexität des Projekts erfordert die Umgestaltung und Erneuerung des Ringwegs Groningen eine enge Abstimmung aller Beteiligten und ein ausgeklügeltes Verkehrs-, Logistik- und Umwelt-Konzept. Für die erfolgreiche Umsetzung unter bestmöglicher Aufrechterhaltung des Verkehrsflusses während der Bauphase wurde das Gesamtprojekt deshalb in fünf Abschnitte (Cluster I bis V) eingeteilt:

1. Cluster I-WEST:

Bezeichnend ist hier der Knotenpunkt Vrijheidsplein, der den Ringweg A7 mit der westlichen Umfahrung des Stadtzentrums N370 auf zwei Ebenen zusammenführt.

2. Cluster II-JPL:

Kernstück dieses Abschnitts ist der Julianaplein, auch „grüner Knoten“ oder „Teletubbie-Hügel“ genannt. Dieser Verkehrsknotenpunkt verbindet den Ringweg A7 mit der dort endenden Autobahn A28 und mit dem zum Stadtzentrum führenden Emmaviadukt mittels übereinanderliegenden Tunneln auf drei Ebenen.

3. Cluster III-VDL:

Der aufgeständerte Ringweg weicht einem 1,2 km langen Tunnelbauwerk – der „verdiepte ligging“ –, um die bestehende Bahntrasse und den Kanal Oude Winschoterdiep zu unterfahren. Schlussendlich vereint der auf der Tunneldecke anzulegende Park Zuiderplantsoen den durch die in den 1970ern angelegte Autobahn getrennten südlichen und nördlichen Wald des Erholungsgebietes Sterebos.

4. Cluster IV-OST:

Im östlichen Abschnitt wird die größte Brücke mit einer Länge von mehr als 220 m verbreitert und saniert. Zudem wird eine Klappbrücke über den Kanal Winschoterdiep abgerissen und neu gebaut.

5. Cluster V-HZT:

Der Helperzoomtunnel wird südlich des Projektgebietes unter der bestehenden Bahntrasse neu eingeschoben und gilt als wichtigste Ost-West-Verbindung neben der „verdiepte ligging“.

Auf einer Länge von 12 km Autobahn werden in einer Gesamtbauzeit von nahezu 10 Jahren 32 Ingenieurbauwerke abgerissen und neu gebaut und in Ausnahmefällen verbreitert und saniert. Auch die Umgestaltung aller an den Ringweg anschließenden Gemeindestraßen und die gesamte technische Ausstattung des Ringwegs ist Bestandteil der Beauftragung. Dazu zählt jegliche Beleuchtung, das dynamische Verkehrsleitsystem und die tunneltechnische Ausstattung der „verdiepte ligging“.
In Summe werden in diesem Infrastrukturprojekt mit einem Auftragsvolumen von ca. 600 Mio. Euro 28.500 m3 Beton, 28.500 to Bewehrung und 236.000 to Asphalt verbaut sowie 2.494.000 m3 Erde und Sand bewegt.

Nachhaltiges Konzept für Mensch und Umwelt

Bei der Erneuerung des Ringwegs wird ein sehr großes Augenmerk auf die Einbindung der umgebenden Ökologie und die Erhöhung der Lebensqualität der Stadt Groningen gelegt. Der Schutz des Lebensraums der ansässigen Tiere sowie eine geringstmögliche Beeinträchtigung der Anwohnenden haben höchste Priorität. So erhält bspw. das 4-spurige-Parkway-Profil eine umfassende Begrünung, es werden Faunapassagen unterhalb der Fahrbahn angelegt und speziell getönte Straßen- und Wegbeleuchtung für Fledermäuse installiert. Auch die Bedürfnisse der Fußgänger und Fahrradfahrer sind wichtige Kriterien bei der Planung und Realisierung dieses außergewöhnlichen innerstädtischen Infrastrukturprojekts. Nur bei integraler Berücksichtigung all dieser Aspekte werden durch die verschiedenen Behörden und Stakeholder Freigaben und Genehmigungen zur Ausführung erteilt.

Neugestaltung der Autobahnkreuzung Julianaplein für einen verbesserten Verkehrsfluss

Der gesamte südliche Ringweg erhält zusätzliche Fahrspuren für Auf- und Abfahrten, um den kontinuierlichen Verkehrsfluss auf den vier Hauptfahrspuren zu gewährleisten. Ein wichtiger Fokus und eine besondere Herausforderung bei der Erneuerung des Ringwegs stellt die Umgestaltung der Kreuzung „Julianaplein“ dar, an der die Autobahnen A7 und A28 zusammengeführt werden und die Zuwegung zum Stadtzentrum anschließt. Zudem wird im Westen der Noordwillenskanaal überbrückt und im Osten die Verbindung zur „verdiepte ligging“ hergestellt.

Im Rahmen der Umgestaltung werden die drei Kreuzungsbauwerke mit gesonderten Zu- und Abfahrten auf drei Ebenen hergestellt. Diese neue Verkehrsführung ersetzt die bis dato bestehende Ampelanlage am Knotenpunkt A7/28, die für viel Rückstau auf beiden Autobahnen gesorgt hat. Wegen der vollständigen Begrünung wird die Autobahnkreuzung Julianaplein auch „grüner Knoten“ genannt.

Aufgrund der enormen Relevanz des Julianapleins für die Infrastruktur der Stadt Groningen, muss der Verkehrsfluss auch während der Bauarbeiten zu jeder Zeit gewährleistet sein. Aus diesem Grund wurde eine aufwendige Umfahrung des Julianapleins – das sogenannte „Temporäre-T“ – geplant und gebaut. Durch diese Maßnahme ist die ursprüngliche Kreuzung verkehrsfrei, wodurch die benötigte Baufreiheit geschaffen wird, um den Julianaplein neu zu gestalten. Allein für diese temporäre Verkehrsmaßnahme wurden 125.000 m3 Sand, 6.500 m3 bewehrte Erde, 20.000 m3 EPS und 4.300 to Asphalt innerhalb von 13 Wochen im Jahr 2022 verbaut.

Aktueller Fertigstellungsgrad und Vorausschau

Der Helperzoomtunnel im Cluster V-HZT ist bereits seit April 2020 fertiggestellt und für den Verkehr freigegeben. Die Bauarbeiten im Cluster IV-OST sind abgeschlossen und einige Straßenzüge unterhalb der Autobahnbrücken sind bereits an den Auftraggeber übergeben worden.

Auch der Vrijheidsplein im Cluster I-WEST, der Julianaplein im Cluster II-JPL und die VDL im Cluster III-VDL sind nahezu fertiggestellt. Seit Mitte März 2024 laufen die 23 Wochen andauernden, in fünf Bau- und Verkehrsphasen unterteilten Arbeiten zur Herstellung des Endzustands der Autobahn. In dieser Periode wird zuerst das „Temporäre-T“ am Julianaplein zurückgebaut und der nördliche Bypass entlang der „verdiepte ligging“ abgebrochen, um dann die vier Autobahnabschnitte zu einer Einheit zu verbinden.

Im September dieses Jahres erfolgt dann die Verkehrsfreigabe des gesamten südlichen Ringwegs Groningen. Alle Gemeindestraßen werden bis Ende 2024 und der Park Zuiderplantsoen auf der Tunneldecke der „Verdiepten Ligging“ wird bis Mai 2025 fertiggestellt und übergeben.
Bildnachweise: www.aanpakringzuid.nl; Rijkswaterstaat; Combinatie Herepoort

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