Foto: Femern A/S

Update zum Fehmarnbelt-Tunnel zwischen Dänemark und Deutschland

Sichtbare Fortschritte
beim Bau des längsten Unterwassertunnels der Welt

Update zum Fehmarnbelt-Tunnel zwischen Dänemark und Deutschland

Sichtbare Fortschritte
beim Bau des längsten Unterwassertunnels der Welt

2016 haben die Femern Link-Contractors Joint Venture mit der dänischen Regierung die Verträge für den Entwurf und Bau der Fehmarnbelt-Querung zwischen Dänemark und Deutschland unterzeichnet; 2021 begannen dann auf der dänischen Seite die Arbeiten. Inzwischen ist viel passiert und die Arbeiten der Femern Link-Contractors (FLC) laufen an den verschiedenen Teilbaustellen auf Hochtouren. Die Gesamtmaßnahme wird durch die Arbeitsgemeinschaft ausgeführt, in der die Partner mit Know-how, Personal, Sachleistungen und Geräten die anstehenden Aufgaben realisieren. Unter der Federführung der Firmengruppe Max Bögl werden aktuell die Portale und Rampen auf deutscher Seite auf der Insel Fehmarn umgesetzt. Des Weiteren sind Mitarbeiter der Firmengruppe sowohl aktiv im Designmanagement eingebunden als auch maßgeblich an der Produktion der Tunnelelemente beteiligt.

Der 18 Kilometer lange Fehmarnbelt-Tunnel zählt zu den derzeit größten und ehrgeizigsten Infrastrukturprojekten Europas. Als weltweit längster kombinierter Straßen- und Eisenbahntunnel unter Wasser wird er die Region Lolland-Falster mit der Ostseeinsel Fehmarn in Schleswig-Holstein verbinden und dabei die Reisezeit zwischen den Küsten deutlich verkürzen:

 

Mit dem Auto braucht man künftig nur noch zehn Minuten und mit dem Zug sieben Minuten anstatt einer Fahrzeit von einer Stunde mit der Fähre oder einem 160 Kilometer langen Umweg über die Region Jütland mit dem Auto.

Zudem versprechen sich Dänemark und Deutschland von dem Großprojekt eine Stärkung und Förderung des Handels und Tourismus in Nordeuropa. Die Fertigstellung des 43 Meter breiten und bis zu 9 Meter hohen Unterwassertunnels ist für 2029 geplant.

Die richtigen Voraussetzungen schaffen

Schon in den Jahren vor der Bauphase wurden die Baustellen bei Rødbyhavn auf der dänischen Insel Lolland und bei Puttgarden auf der Insel Fehmarn vorbereitet: Baustraßen und neue Entwässerungsgräben wurden angelegt sowie Strom-, Wasser- und Abwasserleitungen verlegt. Während einzelne, noch bestehende Gebäude weichen mussten, legte man um die Baustelle herum neue Teiche an, errichtete Amphibienzäune und schuf Ausgleichsflächen.

Den Seeweg nutzen

Ein Meilenstein des Großprojekts war das Einlaufen von mehreren hundert Frachtschiffen im dänischen Arbeitshafen am 18. Juli 2022. Über den Arbeitshafen werden Baumaterialien direkt zur Fehmarnbelt-Baustelle geliefert und somit das örtliche Straßennetz geschont. Jetzt kommt etwa alle drei Tage ein Frachtschiff an.
Der Arbeitshafen ist jedoch noch nicht ganz fertig: Erst im nächsten Jahr werden die Verwaltungsbüros, Kräne und Beleuchtungsanlagen fertiggestellt sein. Östlich des Hafens werden derzeit die Fundamente für die Lager hergestellt, in denen Zuschlagstoffe wie Kies, Sand und Zement gelagert werden sollen. Diese Lager werden etwa 35 Meter hoch sein. Zu Spitzenzeiten muss der Arbeitshafen wöchentlich rund 70.000 Tonnen Stein, Zement, Sand, Kies und Stahl aufnehmen.
2021 begannen auch die Arbeiten am deutschen Hafen, der jedoch etwa fünf Mal kleiner als sein Pendant bei Rødbyhavn ist. An der Küste sind die Aktivitäten deutlich sichtbar: Das niederländische Konsortium FBC ist derzeit dabei, die Außenmolen für den deutschen Arbeitshafen zu bauen. Ebenso werden die Rückhaltedämme rund um den Bereich errichtet, in dem das deutsche Tunnelportal entsteht.

Die Baustelle nimmt Form an

Die Aushubarbeiten für den 18 Kilometer langen Tunnel zwischen Deutschland und Dänemark begannen ebenfalls 2021: In den geschaffenen Graben sollen später 89 Tunnelelemente abgesenkt und miteinander verbunden sowie mit einer schützenden Steinschicht bedeckt werden. Das Aushubmaterial wird dazu verwendet, Landgewinnungsflächen bei Rødbyhavn und in geringerem Umfang auch bei Puttgarden anzulegen. Westlich des dänischen Fährhafens ist sogar schon ein neuer Strand für die Öffentlichkeit entstanden.
Auf beiden Seiten begrenzen große Portalgebäude den Tunnel. Am dänischen Portal haben Anfang Mai 2022 die Arbeiten begonnen – der Bereich misst hier etwa 550 mal 300 Meter. In den ersten Monaten fanden hier hauptsächlich Erdarbeiten statt; an der äußersten Stelle muss bis 17 Meter tief ausgehoben werden. Der größte Teil des Aushubmaterials wird wiederverwendet, um das Portalgebäude nach seiner Fertigstellung abzudecken. Derzeit sind rund 20 Muldenkipper bei den Aushubarbeiten am dänischen Tunnelportal im Einsatz; etwa 150 bis 200 Betonarbeiter werden beschäftigt sein.
Auch auf deutscher Seite laufen die Arbeiten: Die Spundwandarbeiten zur Abdichtung der Baugrube für das Tunnelportal wurden im Juli 2022 abgeschlossen – allein dort mussten auf 1200 Meter Länge Stahlprofile in den Boden vibriert werden. Das Wasser in der künftigen Baugrube ist mittlerweile weitgehend abgepumpt.

Für die eigene Produktion

Seit Juni 2021 wird eifrig am Bau der Produktionsanlage gearbeitet: Bei Rødbyhavn soll diese nämlich die 89 Tunnelelemente aus Stahlbeton herstellen. Vorgesehen sind Hallen für sechs Produktionslinien, fünf für die Standardelemente des Tunnels und eine für Spezialelemente, die sich auf die Produktionshallen A, B und C verteilen.
Die Produktionshalle B ist am weitesten fortgeschritten: Der Stahlbau und die Arbeiten an Dach und Fassade sind fast fertig. Mittlerweile wird auch im Inneren der Halle gearbeitet. In den kommenden Wochen werden auf der Produktionslinie 3 die großen elektrischen Hebeböcke installiert und getestet und die Schalung für den Betoniervorgang montiert. Auf der Linie 3 soll voraussichtlich Ende 2022 mit der Herstellung des ersten Tunnelsegments begonnen werden. In der Nähe der Produktionslinien werden zwei große Betonmischanlagen errichtet, die zusammen etwa 600 Kubikmeter Beton pro Stunde produzieren werden. Die erste der Anlagen, das Betonmischwerk B, ist fertiggestellt und wird derzeit getestet.

Leben und Arbeit gehen Hand in Hand

Derzeit leben rund 700 Mitarbeiter auf der Baustelle bei Rødbyhavn. Das „Tunneldorf“ ist zu etwa 90 Prozent errichtet – wenn es fertiggestellt ist, wird es hier 1.300 Wohneinheiten geben. In Kürze wird ein kleiner Supermarkt auf der Wohnanlage eröffnet. Darüber hinaus gibt es beispielsweise ein Fitnesscenter, Sportplätze, ein Kino und Gesellschaftsräume.

Die nächsten Schritte

Bis 2029 soll der gigantische Fehmarnbelt-Tunnel fertig sein – bis dahin gibt es aber noch viel zu tun: In der Produktionsanlage sollen dann die Tunnelstücke hergestellt und fortlaufend in den Fehmarnbelt geschleppt werden. Dort werden die beauftragen Bauunternehmen die Elemente nacheinander absenken und abwechselnd von dänischer und deutscher Seite aneinandersetzen. Es folgt die Installation technischer Ausrüstung im Tunnel, wie Lüftung, Anlagen für die Kommunikation und Datenübertragung, Beleuchtung, Beschilderung sowie die Straßen- und Bahnanlagen. Bevor der Verkehr auf Reifen und Schienen dann endlich durch den Tunnel darf, müssen alle Installationen getestet und die Sicherheits- und Rettungsprozeduren von den Behörden geprüft und genehmigt werden.
Fotos: Femern A/S

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