Foto: Firmengruppe Max Bögl / Victor Donos

Geschwindigkeiten von bis zu 220 km/h:

Sanierung der Hochgeschwindigkeitsstrecke (Nr. 5) auf dem Ford-Prüfgelände in Lommel

Geschwindigkeiten von bis zu 220 km/h:

Sanierung der Hochgeschwindigkeitsstrecke (Nr. 5) auf dem Ford-Prüfgelände in Lommel


Seit 1965 verfügt die Ford Motor Company über den Lommel Proving Ground, einen Streckenkomplex zur Durchführung von Fahrzeugtests im Nordosten Belgiens (Flandern), der sich über eine Fläche von 3,22 km² erstreckt und insgesamt 120 km Streckenlänge umfasst. Rund 20 Jahre nach der letzten Sanierung hat die LPG-Hochgeschwindigkeitsstrecke Nr. 5 das Ende ihrer Lebensdauer erreicht und konnte damit nicht mehr für die Gewinnung qualitativ hochwertiger Daten genutzt werden. Aus diesem Grund beauftragte die Ford Motor Company die SMB Construction International – ein Zusammenschluss der Firmen Strabag und Max Bögl – mit der Sanierung der Teststrecke. Dabei wurde die Geometrie der Steilkurven sowie der Geraden neugestaltet und die Straßenstruktur gemäß den von Ford bereitgestellten Spezifikationen rekonstruiert.

Optimale Voraussetzungen für Fahrzeugtests

Die Hochgeschwindigkeitsstrecke (Nr. 5) hat im Lageplan eine ovale Form. Sie ist insgesamt 4,2 km lang und besteht aus zwei Kurven von je 1,5 km Länge und zwei geraden Abschnitten von je 600 m. Die parabelförmigen Steilkurven haben eine Neigung von maximal 32 Grad und eine Abwicklungsbreite von 12 m, aufgeteilt auf 3 Fahrspuren. Die geraden Passagen sind 11,25 m breit. Zusätzlich dazu gibt es eine 5,25 m breite Fahrspur auf der Westseite, um Platz zum Manövrieren bei Seitenwindtests zu schaffen. Im inneren Teil der Strecke befindet sich ein Pannenstreifen, dessen Breite zwischen 3,55 m und 5,75 m variiert, sowie ein Kronenweg am oberen Ende der Kurven, der den Zugang für die Wartung des Fahrzeugrückhaltesystems ermöglicht.

Nachhaltige Nutzung vorhandener Ressourcen

Anfang 2022 begann die SMB Construction International zusammen mit ihren Nachunternehmern Evia Verkehrstechnik (Deutschland, Schutzplankensystem), Kutter (Deutschland, Fräsen) und Willemen Infra (Belgien, Infrastruktur) mit der Sanierung der Hochgeschwindigkeitsstrecke. Dabei wurde zunächst die Teststreckengeometrie nach den Wünschen des Auftraggebers neugestaltet. Anschließend erfolgte die Entfernung der Sicherheitsleitplanken auf 3,00 km Länge und der Kabelbarrieren sowie das Abfräsen von ca. 85.300 m2 der bestehenden Asphaltstruktur.

Nach dem Abtragen des Asphalts wurde zur Maximierung der nachhaltigen Nutzung der vorhandenen Ressourcen die vorhandene Betontragschicht gebrochen und zerkleinert, um das Rohmaterial für die künftigen Profilierungsschichten an den Steilböschungen sowie Zuschlagstoffe für die HVT (Hydraulisch verfestigte Tragschicht) der Kurven zu gewinnen.

Brückenfertiger zur Gewährleistung der Vorverdichtung

Der Einbau der HVT und der Asphaltschichten in den Kurven erfolgte mittels eines einzigartigen Geräts – dem Brückenfertiger. Dieser ermöglichte es, die variable Form des Querschnitts auf einer Länge von 1,5 km von einer geraden, ebenen Fahrspur zu einem bis zu 32 Grad geneigten parabolischen Kurvenquerschnitt und zurück mit höchster Präzision herzustellen und gleichzeitig die Vorverdichtung der eingebauten Asphaltschichten zu gewährleisten.

 

Die Hauptverdichtung auf den steilen Böschungen erfolgte durch Walzen mit gekrümmter Bandage, die durch Haltewalzen auf dem Kronenweg gehalten wurden, um die ordnungsgemäße Verdichtung der HVT- und Asphaltschichten bis zur maximalen Neigung zu gewährleisten.

Präziser Einbau der Asphaltschichten

Der Asphaltaufbau auf den Geraden und den steilen Kurven besteht aus vier Schichten: zwei Tragschichten mit 80 mm und 60 mm Dicke. Darauf folgen eine 50 mm dicke Binderschicht und eine 40 mm dicke Deckschicht. Um eine glatte, gleichmäßige Fahrbahn zu erhalten, wurden hochpräzise Einbaumethoden angewandt. Dazu gehören eine exakte Maschinensteuerung (Nivellier- und Profilsteuerung), eine gleichbleibende Asphalttemperatur, die durch einen gleichmäßigen Materialfluss erreicht wurde, eine konstante Einbaugeschwindigkeit des Brückenfertigers und ein Walzmuster, bei dem die Walzenbandagen auf die Krümmung der Kurve abgestimmt waren.

Beim Einbau der Asphaltschichten für die gesamte Teststrecke 5 (37.353 to) wurde ein besonderes Augenmerk auf den Hohlraumgehalt im Asphalt (Verdichtungsprüfung) gelegt. Die Verdichtung wurde laufend, zerstörungsfrei mit der Isotopensonde gemessen.

Die Hochgeschwindigkeitsstrecke (Nr. 5) wurde nach der Fertigstellung sofort in Betrieb genommen, um die neue Fahrbahn zu testen. Die Testfahrzeuge konnten auf den steilen Böschungen Geschwindigkeiten von bis zu 220 km/h erreichen.

Durch die engagierte Arbeit aller am Projekt beteiligten Personen sowie den Einsatz modernster Technik war es uns möglich, die anspruchsvolle Aufgabe der Ford Motor Company zur vollsten Zufriedenheit pünktlich zu erfüllen.

Fotos: Firmengruppe Max Bögl / Victor Donos

Weitere Informationen zu SMB Construction International finden Sie auf unserer Website:

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